P.Eleph. 1 (P. 13500)
Der Papyrus gehört zu einem der bedeutendsten Funde der Papyrologie. Er kam während einer Grabungskampagne des Archäologen Otto Rubensohn auf der Nilinsel Elephantine zutage. Am 12. Februar 1906 wurde im Eingangsbereich einer Wohnung der ptolemäischen Zeit ein aufrecht stehender Topf gefunden, der sechs griechischen Papyri beinhaltete, darunter auch den hier präsentierten Ehevertrag, noch eingerollt und versiegelt. Dieser Vertrag wurde in der Form der sogenannten „Doppelurkunde“ verfasst, d.h. der Text wurde auf demselbe Papyrusblatt doppelt ausgefertigt. Die zwei Hälften wurden dann separat eingerollt: Nur die obere Fassung (scriptura interior) wurde versiegelt und somit gegen jeden Änderungsversuch gesichert, wobei die untere Fassung (scriptura exterior) offen und jederzeit zur Einsicht zugänglich blieb. In der ptolemäischen Zeit diente diese spezielle Form als Sicherheitsmaßnahme zur Archivierung von Privaturkunden. Die Urkunde legt Einzelheiten der ehelichen Verbindung zwischen zwei in Elephantine wohnenden Griechen, Herakleides und Demetria, fest. Unter anderem werden eine Mitgift von Schmuck und Kleidung im Wert von 1000 Drachmen bestimmt und verschiedene Abmachungen bezüglich des ehelichen Zusammenlebens getroffen: Herakleides verpflichtet sich, für einen standesgemäßen und würdevollen Unterhalt von Demetria zu sorgen, außerdem den zukünftigen Wohnsitz in Absprache mit seinem Schwiegervater auszuwählen. Zusätzlich werden Strafbestimmungen im Fall eines Ehebruchs festgesetzt. Der Vertrag wird schließlich mit den Unterschriften von sechs Zeugen abgeschlossen. Dieser Ehevertrag ist der älteste, mit einem Datum (310 v.Chr.) versehene Text in griechischer Sprache, der sich auf Papyrus erhalten hat.